Eichhörnchen im Garten – Alles, was Sie wissen müssen
Eichhörnchen zählen zu den faszinierendsten Wildtieren, die unseren Garten besuchen können. Ihre flinken Bewegungen, die neugierige Art und das buschige Schwanzkleid machen sie zu Lieblingen vieler Naturfreunde. Doch wie leben Eichhörnchen? Was brauchen sie zum Überleben? Und wie können wir ihnen helfen, ohne sie zu sehr an den Menschen zu gewöhnen? In diesem umfassenden Ratgeber beantworten wir alle Fragen rund um Eichhörnchen im Garten.
1. Allgemeines über Eichhörnchen
Herkunft und Verbreitung
Das Europäische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) ist in ganz Europa verbreitet. Es lebt bevorzugt in Laub- und Mischwäldern, ist aber auch in städtischen Parks und Gärten zu finden. In Großbritannien wurde das Grauhörnchen eingeführt, das das heimische Eichhörnchen verdrängt – in Mitteleuropa ist diese Problematik jedoch weniger stark ausgeprägt.
Lebensweise
Eichhörnchen sind tagaktive Einzelgänger. Sie bauen sich sogenannte Kobel (Nestbauten) in Baumkronen oder nutzen vorhandene Baumhöhlen. Im Herbst legen sie Vorräte an, die sie im Winter wieder ausgraben – eine Tätigkeit, bei der sie häufig vergessene Samen säen und so zur Aufforstung beitragen.
2. Warum sind Eichhörnchen im Garten wichtig?
Eichhörnchen haben mehrere ökologische Funktionen:
- Samenverbreitung: Durch das Anlegen und Vergessen von Vorratsverstecken tragen sie zur Verjüngung des Waldes bei.
- Nahrungsquelle: Sie stehen selbst auf dem Speiseplan von Greifvögeln und Mardern.
- Biodiversität: Ihre Präsenz zeigt ein funktionierendes Ökosystem im Garten an.
Ein Garten mit Eichhörnchen ist also ein Zeichen für gesunde Umweltbedingungen und bietet spannende Naturbeobachtungen für Groß und Klein.
3. So locken Sie Eichhörnchen in Ihren Garten
Geeignete Pflanzen und Bäume

Ein strukturreicher Garten mit Bäumen und Sträuchern bietet Eichhörnchen Nahrung und Unterschlupf. Empfehlenswerte Pflanzen:
- Haselnusssträucher
- Walnussbäume
- Eichen (wegen der Eicheln)
- Kastanien
- Fichten (Samen der Zapfen)
- Obstbäume (Äpfel, Kirschen, Zwetschgen)
Weitere Elemente
- Kletterhilfen: Zäune oder Rankhilfen helfen den Tieren, von Baum zu Baum zu gelangen.
- Wasserstellen: Flache Schalen mit frischem Wasser sind lebenswichtig.
- Totholz und Laubhaufen: Diese bieten Insekten Nahrung – indirekt auch für Eichhörnchen.
4. Eichhörnchen richtig füttern – ja oder nein?
Wann ist Füttern sinnvoll?
Füttern ist besonders im Spätherbst, Winter und Frühling sinnvoll, wenn das natürliche Nahrungsangebot knapp ist. Im Sommer finden Eichhörnchen meist ausreichend Nahrung.
Was dürfen Eichhörnchen fressen?
Geeignetes Futter:
- Hasel- und Walnüsse (ungesalzen, ungewürzt)
- Sonnenblumenkerne
- Kürbiskerne
- Bucheckern
- Maiskörner
- Karotten, Gurken, Zucchini
- Apfelstücke, Birnen, Beeren (in kleinen Mengen)
Nicht geeignet:
- Gesalzene/gewürzte Nüsse
- Brot, Kuchen, Schokolade
- Avocado (giftig für Tiere)
Wie füttert man richtig?
- Verwenden Sie ein spezielles Eichhörnchen-Futterhaus aus Holz mit Plexiglasscheibe.
- Platzieren Sie das Haus an einem ruhigen Ort in mindestens 1,5 Metern Höhe.
- Reinigen Sie das Futterhaus regelmäßig.
5. Der Kobel: Das Zuhause der Eichhörnchen
Eichhörnchen bauen sogenannte Kobel aus Zweigen, Blättern, Moos und Gras. Diese kugelförmigen Nester befinden sich meist in Astgabeln oder Baumhöhlen.
Nistkästen als Hilfe
Wenn keine geeigneten Bäume vorhanden sind, helfen spezielle Eichhörnchen-Nistkästen. Diese sollten:
- Mindestens 30x30x30 cm groß sein
- Zwei bis drei Ein- und Ausgänge haben (Fluchtmöglichkeit bei Feinden)
- In 3–4 Metern Höhe aufgehängt werden
- Wettergeschützt und katzensicher platziert werden
6. Eichhörnchen im Winter
Eichhörnchen halten keinen Winterschlaf, sondern Winterruhe. Sie schlafen viel, wachen aber regelmäßig auf, um Nahrung aufzunehmen.
Wichtige Maßnahmen für den Winter:
- Futterhäuschen regelmäßig befüllen (am besten täglich)
- Wasser nicht gefrieren lassen
- Nistkästen isoliert und sauber halten
7. Eichhörnchen und Gefahren im Garten
Haustiere
- Katzen: Häufige Gefahr für Jungtiere. Hoch angebrachte Futterstellen bieten Schutz.
- Hunde: Vor allem bei Bodenaktivitäten kann es zu Konflikten kommen.
Straßenverkehr
Eichhörnchen leben in Revieren mit mehreren Bäumen. Straßen dazwischen werden zur Todesfalle. Abhilfe:
- Bäume oder Strukturen verbinden (Seile, Kletterhilfen)
- Verkehrsschilder in gefährdeten Bereichen anregen
Menschliche Eingriffe
- Verzicht auf Laubsauger und Motorsägen während der Nistzeit
- Keine Pestizide im Garten verwenden
8. Krankheiten und Verletzungen
Eichhörnchen können an verschiedenen Krankheiten leiden:
- Parasiten (Milben, Flöhe) – meist harmlos, aber unangenehm
- Pockenvirus (Squirrelpox): In Deutschland selten
- Stürze aus großer Höhe – Jungtiere betroffen
Was tun bei verletzten Eichhörnchen?
- Nicht sofort eingreifen! Oft ist die Mutter in der Nähe
- Beobachten: Liegt das Tier längere Zeit bewegungslos? Wirkt es verletzt oder sehr mager?
- Kontaktieren Sie eine Wildtierstation
9. Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Sind Eichhörnchen gefährlich für andere Tiere?
Nein, sie sind Einzelgänger und greifen andere Tiere selten an. Allerdings plündern sie gelegentlich Vogelnester.
Können Eichhörnchen zahm werden?
In Gärten mit regelmäßiger Fütterung verlieren sie ihre Scheu, bleiben aber grundsätzlich Wildtiere.
Dürfen Kinder Eichhörnchen füttern?
Ja, mit etwas Geduld und in Begleitung Erwachsener kann das Füttern ein tolles Naturerlebnis sein.
Was tun, wenn ein Eichhörnchen ins Haus kommt?
- Fenster öffnen, Rückzug ermöglichen
- Ruhig verhalten, keine schnellen Bewegungen
- Bei Verletzungen Tier in eine Kartonschachtel mit Handtuch setzen und Tierhilfe kontaktieren
10. Kinder und Eichhörnchen – Natur erleben
Eichhörnchen im Garten zu beobachten ist für Kinder besonders spannend. Es fördert:
- Umweltbewusstsein
- Geduld und Beobachtungsgabe
- Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Tieren
Bastelideen:
- Eichhörnchen-Futterhäuser bauen
- Eichhörnchen aus Naturmaterialien basteln
- Futtertagebuch führen
11. Eichhörnchen und Artenschutz
Obwohl das Europäische Eichhörnchen in Deutschland nicht akut gefährdet ist, ist sein Lebensraum durch Verstädterung und Monokulturen unter Druck geraten. Der Schutz alter Bäume, naturnaher Gärten und Artenvielfalt hilft langfristig.
Wichtig: Auf den Import von Grauhörnchen verzichten – sie sind Träger von Krankheiten, gegen die unsere heimischen Tiere keinen Schutz haben.
Ein Garten für Eichhörnchen ist ein Garten voller Leben
Ein eichhörnchenfreundlicher Garten bringt nicht nur Leben, sondern auch Freude, Bildung und eine direkte Verbindung zur Natur. Wer Bäume pflanzt, Totholz stehen lässt, Nistkästen aufhängt und naturnahe Bereiche schafft, wird schon bald von flinken Besuchern belohnt. Gleichzeitig leisten Sie damit einen wertvollen Beitrag zum Schutz unserer heimischen Tierwelt – ganz ohne großen Aufwand, aber mit viel Wirkung.

Hobbykoch, Gartenliebhaber und Autor