Fermentieren & Einlegen im Herbst: Sauerkraut, Mixed Pickles & Co.
Haltbarmachen mit Tradition und Geschmack
Wenn die Tage kürzer werden und der Garten seine letzten Schätze preisgibt, beginnt die Zeit des Haltbarmachens. Fermentieren und Einlegen gehören zu den ältesten Methoden der Konservierung – und feiern heute ihr verdientes Comeback. Warum? Weil sie nicht nur Gemüse lange genießbar machen, sondern auch für Gesundheit, Aroma und Vielfalt in der Küche sorgen.
In diesem Artikel zeigen wir praxisnah, wie du im Herbst Sauerkraut, Mixed Pickles & Co. ganz einfach selbst herstellst – mit traditionellen Rezepten, modernen Tipps und viel Hintergrundwissen. Ideal für alle, die saisonal, nachhaltig und mit Freude an der Sache einkochen möchten.
Was ist Fermentation?
Definition und Abgrenzung zum Einlegen
Fermentation ist ein biologischer Prozess, bei dem Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien, Hefen oder Schimmelpilze natürliche Zucker im Gemüse in Säure, Alkohol oder Gase umwandeln. Das bekannteste Beispiel: Sauerkraut. Durch diese Umwandlung entstehen neue Aromen, Vitamine, probiotische Bakterien – und eine lange Haltbarkeit.
Im Unterschied dazu beruht das klassische Einlegen meist auf Essig, Öl oder Alkohol und tötet Mikroorganismen ab, statt sie gezielt zu nutzen.
Vorteile der Fermentation
- Gesundheitsfördernd: Enthält lebendige Milchsäurebakterien
- Nährstoffsteigerung: B-Vitamine und Enzyme werden aktiviert
- Lange Haltbarkeit: Monate ohne Kühlung möglich
- Aromatisch komplex: Tiefe, säuerliche, manchmal prickelnde Noten

Grundlagen: Was braucht man zum Fermentieren?
Das richtige Gemüse
Im Herbst besonders geeignet:
- Weißkohl (für Sauerkraut)
- Blumenkohl
- Möhren
- Rote Bete
- Paprika
- Bohnen
- Kürbis
- Sellerie
- Knoblauch
Utensilien
- Fermentierglas oder Weckglas (am besten mit Gärventil oder Gummi)
- Gewichte (z. B. Glasdeckel, Keramiksteine oder Wasserglasbeutel)
- Reibe/Messer zum Zerkleinern
- Salz ohne Jod oder Zusätze (Meersalz oder Steinsalz)
- Wasser (gefiltert oder abgekocht)
Faustregel für Salz
- 2 % Salz auf das Gemüsegewicht
Beispiel: 1 kg Karotten = 20 g Salz
Klassiker der Herbstfermentation
Sauerkraut selbst herstellen – das Traditionsrezept
Zutaten:
- 2 kg Weißkohl
- 40 g Salz
- optional: Kümmel, Wacholderbeeren, Lorbeerblätter
Zubereitung:
- Kohl in feine Streifen hobeln.
- Mit Salz in einer großen Schüssel kräftig durchkneten, bis Saft austritt.
- In ein sauberes Gärgefäß drücken, Lufttaschen vermeiden.
- Mit Gewicht beschweren, bis alles mit Flüssigkeit bedeckt ist.
- Glas verschließen (nicht luftdicht!) und bei Zimmertemperatur 5–10 Tage fermentieren lassen.
- Danach kühl und dunkel lagern. Reif nach 3–6 Wochen.
Tipp: Je länger das Sauerkraut lagert, desto aromatischer wird es.
Mixed Pickles – bunter Mix mit Pfiff
Zutaten:
- 1 kleiner Blumenkohl
- 3 Möhren
- 1 rote Paprika
- 2 kleine Gurken
- 3 Zehen Knoblauch
- 1 EL Senfkörner
- 2 TL Salz
- 500 ml Wasser
Zubereitung:
- Gemüse in mundgerechte Stücke schneiden.
- Wasser mit Salz verrühren, bis es sich auflöst.
- Gemüse in ein großes Glas schichten, Gewürze dazugeben.
- Mit Salzlake übergießen, mit Gewicht beschweren.
- 5–7 Tage bei Raumtemperatur stehen lassen.
- Danach kühl lagern und innerhalb von 2 Monaten verzehren.
Variationen:
- Mit Chili für Schärfe
- Mit Dill für frische Noten
- Mit Rote-Bete-Streifen für Farbe
Weitere Fermentationsideen für den Herbst
| Gemüse | Geschmack nach Fermentation | Besondere Tipps |
|---|---|---|
| Rote Bete | Erdige Süße + Säure | Vorher dünn hobeln |
| Kürbis | Mild-säuerlich | Hokkaido eignet sich am besten |
| Bohnen | Knackig-salzig | Vorher blanchieren |
| Sellerie | Würzig | Fein geschnitten mit Apfel kombinieren |
Essig- und Öl-Einlegen: Schnelle Herbstkonserve
Kürbis süß-sauer einlegen (Essigmethode)
Zutaten:
- 1 kg Hokkaido
- 250 ml Weißweinessig
- 100 g Zucker
- 1 TL Salz
- 3 Nelken
- 1 Zimtstange
Zubereitung:
- Kürbis schälen, würfeln, kurz blanchieren.
- Essig mit Zucker, Salz und Gewürzen aufkochen.
- Kürbis in Gläser füllen, mit Sud übergießen.
- Fest verschließen, kühl lagern. Nach 1 Woche verzehrfertig.
Getrocknete Tomaten in Öl einlegen
Zutaten:
- 200 g getrocknete Tomaten
- 300 ml Olivenöl
- 1 TL Oregano
- 1 TL Thymian
- 2 Knoblauchzehen
Zubereitung:
- Tomaten in warmem Wasser 30 Minuten einweichen, gut abtrocknen.
- Mit Kräutern und Knoblauch schichten.
- Mit Öl bedecken. Im Kühlschrank lagern.
Hygiene und Lagerung
- Gläser auskochen oder mit Essigwasser desinfizieren
- Keine Metalldeckel bei saurer Fermentation
- Gemüse muss vollständig mit Flüssigkeit bedeckt sein
- Kontrolle täglich in den ersten Tagen
- Geruchstest: Säuerlich ist gut, faulig = verwerfen!
Gesundheitliche Aspekte
Fermentiertes Gemüse enthält:
- Probiotika: Gut für Darmflora und Immunsystem
- Vitamine: Besonders B-Vitamine und Vitamin C
- Enzyme: Fördern die Verdauung
- Geringe Kalorien: Ideal für bewusste Ernährung
Häufige Fehler beim Fermentieren – und wie man sie vermeidet
| Fehler | Ursache | Lösung |
|---|---|---|
| Gemüse fängt an zu schimmeln | Nicht vollständig mit Lake bedeckt | Besser beschweren |
| Es blubbert zu stark | Zu warm, zu dicht verschlossen | Deckel leicht öffnen, Raumtemperatur |
| Es riecht faul | Fremdbakterien, schlechte Hygiene | Verwerfen, neu beginnen |
| Zu salzig | Salzmenge falsch | Rezept genau einhalten |
Nachhaltigkeit & Zero-Waste-Gedanke
Herbstgemüse zu fermentieren oder einzulegen ist mehr als nur Tradition: Es ist auch ein aktiver Beitrag gegen Lebensmittelverschwendung.
- Überschüsse aus dem Garten verwerten
- Unperfekte Gemüse retten
- Gläser wiederverwenden
- Energiearme Konservierungsmethode
Rezeptideen mit Fermentiertem
- Sauerkrautauflauf mit Kartoffeln und Käse
- Sandwich mit Mixed Pickles und Frischkäse
- Rote-Bete-Ferment als Beilage zu Wild
- Fermentiertes Gemüse als Topping auf Bowls
Herbst im Glas konservieren
Fermentieren und Einlegen ist keine Hexerei – sondern eine sinnliche, gesunde und praktische Methode, den Herbst zu konservieren. Wer einmal damit beginnt, entdeckt eine ganz neue Geschmackstiefe und bekommt ein Gespür für das Spiel mit Zeit, Salz und Aromen. Mit einfachen Mitteln entstehen echte Schätze, die weit über den Winter hinaus Genuss schenken.
Ob traditionelles Sauerkraut, bunte Mixed Pickles oder süß-sauer eingelegter Kürbis – probiere dich durch die bunte Welt des Haltbarmachens. Der Herbst ist die beste Zeit dafür.

Hobbykoch, Gartenliebhaber und Autor