Helmut Schmidt und sein Lieblingsessen: Kulinarische Einblicke in das Leben eines Bundeskanzlers
Politik trifft auf Kulinarik
Helmut Schmidt war nicht nur einer der profiliertesten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, sondern auch ein Mensch mit festen Prinzipien, klarer Sprache und hanseatischer Bodenständigkeit. Weniger bekannt, aber ebenso aufschlussreich, sind seine Essgewohnheiten. Was aß ein Kanzler, der für Entschlossenheit, Pflichterfüllung und intellektuelle Brillanz bekannt war? Dieser Beitrag beleuchtet die kulinarischen Vorlieben von Helmut Schmidt und zeigt, wie sein Lieblingsessen seine Persönlichkeit, Herkunft und Lebensweise widerspiegelte.
Helmut Schmidt: Ein Mann mit hanseatischem Charakter
Bevor wir in die kulinarische Welt eintauchen, lohnt sich ein kurzer Blick auf die Person Helmut Schmidt:
- Geboren am 23. Dezember 1918 in Hamburg-Barmbek
- Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland von 1974 bis 1982
- Mitglied der SPD, bekannt für seine Krisenfestigkeit (z. B. RAF, NATO-Doppelbeschluss)
- Stets hanseatisch-reserviert, mit einer Vorliebe für Zigaretten, klassische Musik und klare Worte
Sein Charakter zeigte sich auch in seiner Einstellung zum Essen: schlicht, schnörkellos und traditionsbewusst.
Das Lieblingsessen eines Bundeskanzlers: Erbsensuppe und Labskaus
1. Erbsensuppe: Ein Klassiker mit Geschichte
Helmut Schmidt nannte in mehreren Interviews die Erbsensuppe als eines seiner Lieblingsgerichte. Diese Wahl ist kein Zufall:
- Symbol für Bodenständigkeit: Einfach, nahrhaft und traditionell.
- Kindheitserinnerung: Aufgewachsen im Hamburg der 1920er- und 30er-Jahre war die Erbsensuppe ein typisches Alltagsgericht.
- Pragmatisch: Günstig, lagerfähig, nahrhaft – typisch für eine Generation, die Krieg und Nachkriegszeit erlebt hat.
Rezeptidee: Klassische hanseatische Erbsensuppe
Zutaten:
- 500 g getrocknete grüne Erbsen
- 2 Zwiebeln
- 3 Möhren
- 1 Stange Lauch
- 2 Kartoffeln
- 150 g Speck oder Kasseler
- Salz, Pfeffer, Majoran, Lorbeerblatt
Zubereitung:
- Erbsen über Nacht einweichen.
- Gemüse würfeln, Speck anbraten.
- Alles mit Wasser aufgießen und 60-90 Minuten köcheln lassen.
- Mit Gewürzen abschmecken. Wer mag, püriert einen Teil der Suppe.

2. Labskaus: Kulinarische Liebeserklärung an Hamburg
Ein weiteres Gericht, das mit Schmidt in Verbindung gebracht wird, ist Labskaus. Es handelt sich um ein norddeutsches Traditionsgericht aus:
- Pürierten Kartoffeln
- Corned Beef oder gekochtem Rindfleisch
- Gewürzgurken
- Roter Bete
- Spiegelei
- Rollmops als Beilage
Warum Labskaus?
- Regionaltypisch: Vor allem in Hamburg und Bremen beliebt
- Robust und maritim: Einst Seefahrergericht, nahrhaft und einfach zuzubereiten
- Identitätsstiftend: Ausdruck seiner Verwurzelung in Norddeutschland
Rezeptidee: Norddeutscher Labskaus nach Hamburger Art
Zutaten:
- 500 g Rindfleisch (gekocht)
- 600 g Kartoffeln
- 2 Zwiebeln
- 150 g rote Bete (vorgekocht)
- 4 Gewürzgurken
- 4 Eier
- Butter, Salz, Pfeffer, Muskat
- Rollmops zum Servieren
Zubereitung:
- Kartoffeln kochen und zerstampfen.
- Zwiebeln anbraten, Fleisch hacken und mit Kartoffeln vermengen.
- Rote Bete und Gurken klein schneiden, untermengen.
- Mit Spiegelei und Rollmops servieren.
Was das Lieblingsessen über Helmut Schmidt verrät
Essen ist niemals nur Nahrungsaufnahme – es ist Ausdruck von Identität, Gewohnheit und Lebenshaltung. Bei Helmut Schmidt zeigen sich folgende Merkmale:
Bodenständigkeit
- Keine Haute Cuisine, sondern deftige Hausmannskost
- Keine extravaganten Zutaten, sondern regionale Produkte
Traditionsbewusstsein
- Die Gerichte stammen aus Norddeutschland
- Beide Rezepte haben historische Wurzeln und gehören zur Arbeiterkultur
Effizienz und Pragmatismus
- Schnell zubereitet, nahrhaft, praktisch
- Auch geeignet für große Mengen – wie in der Bundeswehrküche oder früheren Krisenzeiten
Kulinarischer Kontext: Die Zeit Helmut Schmidts
Die 1970er- und frühen 80er-Jahre waren wirtschaftlich und gesellschaftlich von Umbrüchen geprägt. Auch das Essverhalten spiegelte dies wider:
- Weniger Fertigprodukte als heute
- Saisonales und regionales Kochen war noch Alltag
- Familienküche: Gemeinsam kochen und essen war gesellschaftliche Norm
In diesem Umfeld wirkten die Lieblingsgerichte von Schmidt fast konservativ, aber auch beruhigend. Sie standen für Verlässlichkeit und Identität.
Tipps für Leserinnen und Leser
- Kochtipp: Erbsensuppe am Vortag zubereiten – durchgezogen schmeckt sie noch besser
- Gartentipp: Erbsen benötigen Rankhilfen und gedeihen am besten an sonnigen Standorten
- Zeitreise für den Gaumen: Historische Gerichte mit Freunden oder der Familie nachkochen
- Kombinieren: Labskaus mit einem Kräuterquark oder selbstgebackenem Roggenbrot servieren
Schmidt, der Kanzler mit Geschmack
Helmut Schmidt war vieles: Staatsmann, Intellektueller, Hanseat. Seine Essgewohnheiten spiegeln eine Welt wider, in der Einfachheit, Bodenhaftung und Tradition zählten. Seine Vorliebe für Erbsensuppe und Labskaus ist kein kulinarischer Zufall, sondern Ausdruck einer Haltung. Gerade in Zeiten, in denen die Küche immer internationaler und komplexer wird, kann ein Blick auf solche einfachen, ehrlichen Gerichte inspirierend sein. Sie erinnern uns daran, dass Geschmack auch aus Geschichte und Heimat entsteht.

Hobbykoch, Gartenliebhaber und Autor