Herbst im Garten – und plötzlich Laub im Überfluss
Wenn die Tage kürzer werden und die Bäume ihre Blätter fallen lassen, steht jeder Gärtnerin vor derselben Frage: Was tun mit dem ganzen Laub? Viele betrachten Herbstlaub als lästigen Abfall, doch in Wahrheit ist es ein wertvoller Rohstoff, der viele Vorteile birgt, wenn man ihn richtig nutzt.
In diesem Artikel erfahren Sie:
- Warum Laub mehr ist als nur „Abfall“ – seine stoffliche Bedeutung.
- Welche Methoden es gibt, Laub sinnvoll zu verwerten (Kompost, Mulch, Laubkompost etc.).
- Worauf man bei der Nutzung achten sollte (Laubarten, Mischungsverhältnisse, Risiken).
- Praktische Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Pflanzbeispiele.
Legen wir los – mit einem Blick auf das Potenzial dieses herbstlichen Gartenmaterials.
1. Warum Laub im Garten kein Abfall, sondern ein Rohstoff ist
1.1 Ökologischer Wert von Laub
- In den Blättern sind Nährstoffe, die der Baum im Herbst (teilweise) noch zurück aufnimmt, aber dennoch ein großer Anteil in den Blättern bleibt. Wird dieses Material „entsorgt“, gehen Ressourcen verloren.
- Im Boden zersetztes Laub reichert ihn mit organischem Material (Humus) an, fördert Bodenleben (Pilze, Bakterien, Regenwürmer) und verbessert Struktur und Wasserhaushalt.
- Laub kann als natürlicher Frostschutz dienen: Es isoliert Boden und Wurzeln gegen Kälte, schützt vor Austrocknung und Erosion sowie vor Verschlämmung im Regen.
- Zudem bietet Laub Unterschlupf für viele Kleintiere und Insekten im Winter (z. B. Igel, Laufkäfer), was zur Biodiversität beiträgt.
- Umweltaspekt: Werden Laubmengen in Deponien verbracht, können sie dort unter anaeroben Bedingungen Methan erzeugen – ein klimaschädliches Treibhausgas. (Analog zu den Argumenten der „Leave the Leaves“-Bewegung)
1.2 Herausforderungen – Warum viele Gärtner das Laub trotzdem entfernen
- Auf Rasenflächen kann eine dicke Schicht Laub das Gras ersticken: Licht-, Wasser- und Luftzufuhr werden reduziert, was die Grasnarbe schädigt.
- Einige Laubarten enthalten Gerbstoffe oder Substanzen, die die mikrobielle Zersetzung hemmen (z. B. Walnussblätter).
- Der hohe Kohlenstoffgehalt vieler Laubblätter (hohes C/N-Verhältnis) kann bei der Kompostierung zu „Stickstoffzehrung“ führen – Mikroorganismen benötigen Stickstoff, um das Material zu zersetzen, und entziehen ihn ggf. dem Umfeld.
- Wenn man Laub naiv einarbeitet oder in zu dicken Schichten liegenlässt, kann es Flugschäden geben, Schimmelbildung oder auch Nematodenproliferation bei Feuchtigkeit.

Laub birgt enormes Potenzial, muss aber bewusst und gekonnt eingesetzt werden. Im Folgenden die praxiserprobten Methoden.
2. Methoden zur sinnvollen Laubverwertung
Nach meiner Erfahrung als Gartenexpert*in (und aus Quellen gestützt) gibt es im Wesentlichen fünf Wege, Laub sinnvoll im Garten einzusetzen – je nach Menge, Laubart und Gartenstruktur:
- Kompostieren (klassisch oder in reiner Laubform)
- Mulchen / Laub als Mulchschicht
- Laubkompost / Blattkompost (separat geführt)
- Sheet-Mulching / Schicht-Kompost im Beetreinsatz
- Laubhaufen / Winterquartier für Tiere & Isolationsschicht
Jede dieser Methoden hat ihre Vor- und Nachteile – und sie lassen sich kombinieren.
2.1 Klassischer Kompost mit Laub
Vorgehensweise:
- Zerkleinere oder schneide das Laub, am besten mit einem Rasenmäher oder Laubhäcksler. Die Zerkleinerung vergrößert die Oberfläche und beschleunigt den Rottevorgang.
- Mische das Laub mit stickstoffreichen Materialien (z. B. Grasschnitt, Küchenabfälle, Rasenschnitt) – solche Mischungen sorgen dafür, dass Mikroorganismen genügend Stickstoff haben, um das Material abzubauen.
- Achte auf ein gutes C/N-Verhältnis (idealerweise 25–30:1). Wenn das Laub zu „kohlenstofflastig“ ist, kann die Zersetzung verlangsamen.
- Halte den Kompost feucht, aber nicht durchnässt, und sorge regelmäßig für Belüftung (Umdrehen oder Durchlüften).
- Je nach Materialmischung dauert der Rottevorgang Monate bis zu einem Jahr.
Tipps & Besonderheiten:
- Manche Laubarten (z. B. von Obstbäumen, Ahorn, Linde) zersetzen sich schneller und eignen sich gut für normalen Kompost.
- Laub mit vielen Gerbstoffen (z. B. Walnuss) kann separat kompostiert werden oder nur in kleinen Mengen beigemischt.
- Ein reiner Laubkompost (siehe Abschnitt 2.3) kann später als sehr feine, humusreiche Komposterde (Blattkompost) dienen.
Vorteile & Grenzen:
- Führt zu nährstoffreicher Komposterde
- Integriert sich in bestehende Kompostsysteme
– Bei zu viel Laub ohne Stickstoffzugabe: Verlangsamung der Rotte
– Erfordert regelmäßige Pflege (Durchlüften, Mischung)
2.2 Mulchen mit Laub (Laub als Mulchschicht)
Vorgehensweise:
- Verwende idealerweise zerkleinertes oder gehäckseltes Laub, da dies weniger flächig auf dem Boden liegt und nicht so stark verweht.
- Trage es auf Beete oder rund um Stauden, Gehölze, unter Hecken auf, mit einer Schichtstärke von ca. 5–10 cm (maximal 10–15 cm, da sonst Sauerstoffmangel droht)
- Bei starker Laubmenge: Arbeite in zwei Lagen – eine dünne erste Schicht, dann eine zweite Deckschicht, um Verwehung zu vermeiden.
- In Pflanzbereichen oder Gemüsebeeten sollte der Mulch nicht direkt an Stängeln anliegen, um Faulstellen zu vermeiden.
Funktionen & Effekte:
- Hemmt Unkraut durch Lichtabschluss, reduziert Keimung von Unkrautsamen.
- Speichert Bodenfeuchte und reduziert Verdunstung.
- Schützt den Boden vor Erosion, Verschlämmung und Temperaturspitzen.
- Mit der Zeit zersetzt sich das Laub und wandelt sich in Humus um, was die Bodenstruktur verbessert.
Hinweise & Vorsicht:
- Auf Rasenflächen: Eine zu dicke Laubschicht erstickt das Gras – ein Mulchen auf Rasen nur in dünnen Schichten sinnvoll oder gezielt in Rasenschnitten.
- Bei sehr großen Blättern (z. B. Kastanie) empfiehlt sich vorheriges Zerkleinern.
- Bei feuchtem Wetter kann sich unter der Mulchschicht Schimmel bilden – regelmäßige Überprüfung ratsam.
2.3 Laubkompost / Blattkompost (separat führen)
Ein rein auf Laub basierender Kompost (Laubkompost) ist eine hervorragende Methode, besonders wenn große Mengen Laub anfallen und man Feinkompost („Blattkompost“) erzeugen möchte.
So funktioniert’s:
- Sammle das Laub (am besten trockenes Material) und lagere es in einem speziellen Laubhaufen oder Laubsack.
- Häckseln/Zerkleinern ist hilfreich, aber nicht zwingend — für eine schnellere Zersetzung sinnvoll.
- Halte die Feuchtigkeit konstant (aber nicht zu nass).
- Rühre oder wende gelegentlich um, um Sauerstoff zuzuführen.
- Der Rottevorgang dauert meist 12–24 Monate – länger als bei Mischkompost, aber das Ergebnis ist sehr feinkrümeliges, humusreiches Material.
- Nach ausreichender Reife lässt sich der Blattkompost als Bodenverbesserer, bei sensiblen Kulturen, für Topfsubstrate oder als Substratzugabe einsetzen.
Vorteile & Anwendungen:
- Extrem feinkrümelige Komposterde
- Schonend in der Anwendung, weil wenig Volumenverlust, kaum Geruchsbelastung
- Ideal für empfindliche Pflanzen oder Mischungen mit anderen Kompostmaterialien
2.4 Sheet-Mulching / Schichtweise Kompostierung im Beet
Diese Methode stammt aus der Permakultur und wird oft als „lasagne style“ oder „Kompostieren vor Ort“ bezeichnet (englisch: sheet mulching).
Vorgehensweise:
- Entferne zunächst Unkraut oder Rasen (ggf. mit Karton- oder Zeitungsschicht darüber) als Unterlage.
- Lege eine erste dünne Schicht (z. B. Karton, Zeitung) zur Unterdrückung vorhandener Vegetation.
- Trage dann eine Schicht stickstoffreicher Materialien auf (z. B. Grünschnitt, Küchenabfälle).
- Darüber eine Schicht zerkleinertes Laub – idealerweise 8–10 cm.
- Zum Abdecken kann man eine Decklage (z. B. Stroh, Mulch, Laubreste) nutzen.
- Lasse das Ganze über Winter wirken – im Frühjahr kann man Pflanzen vorsichtig einsetzen oder leicht durchstechen.
Vorteile:
- Kein Umgraben nötig – minimaler Bodenstress
- Organisches Material wird direkt an Ort und Stelle aufgebaut
- Nährstoffe, Feuchtigkeit und Mikroben werden lokal gefördert
- Gut geeignet bei Neubeeten oder Umgestaltung
Einschränkungen:
- Nicht ideal, wenn sehr große Laubmengen vorhanden sind
- Für stark verdichtete Böden ggf. erst Auflockerung nötig
- Geduld erforderlich – das Material muss über Monate verteilen und abgebaut werden
2.5 Laubhaufen / Winterquartier und Isolationsschicht
Wenn man Laub nicht sofort verwerten kann oder kleinere Mengen übrig sind, kann es als Lebensraum und Isolator dienen:
- Laubhaufen an ungestörten Plätzen bieten Tieren (Igel, Laufkäfer, kleine Säuger) einen geschützten Winterunterstand.
- Laub kann als Abdeckung für empfindliche Stauden oder Zwiebeln verwendet werden – wie eine natürliche Dämmmatte gegen Frost.
- Achte darauf, dass der Haufen nicht direkt an Pflanzenstängeln anliegt, damit Pilzkrankheiten oder Fäulnis vermieden werden.
3. Praktische Umsetzung: Schritt für Schritt
Damit die Theorie an Ihrem Garten wirkungsvoll ankommt, hier eine praxistaugliche Anleitung mit Tipps:
3.1 Vorbereitung & Materialeinsammlung
- Sammle das Laub möglichst trocken (nach einem trockenen Tag).
- Entscheide, welche Laubarten zusammengeführt werden sollen (z. B. getrennt nach Arten mit Gerbstoffen).
- Halte Hilfsmittel bereit: Häcksler, Rasenmäher mit Mulchaufsatz, Laubsäcke oder Jutesäcke, Kompostbehälter, Laubhaufenstandort.
- Kennzeichne Haufen standortbezogen (z. B. „Laub von Walnuss separat“) für spätere Zuordnung.
3.2 Zerkleinerung & Mischung
- Führe eine Zerkleinerung durch (Häcksler oder mehrfaches Überfahren mit Rasenmäher).
- Mische die zerkleinerten Blätter mit stickstoffreicherem Material, insbesondere wenn sie in einen (normalen) Kompost kommen sollen.
- Achte beim Ausbringen (Mulch) darauf, dass die Schicht nicht zu dick wird.
3.3 Ausbringen und Pflege
- Lege das Material an den gewünschten Stellen aus (Beete, Randbereiche, Hochbeet, Gemüsebeet).
- Kontrolliere im Laufe des Winters, ob die Schicht zu stark verfestigt oder verstaubt – bei Bedarf leicht auflockern.
- Wenn Kompostierung erfolgt, regelmäßig belüften oder umsetzen.
- Im Frühjahr evtl. verbliebenes Laub nach unten ziehen und restliche Materialen einarbeiten.
3.4 Nutzung der Endprodukte
- Den reifen Kompost oder Blattkompost gezielt in Beeten verwenden – z. B. unter Gehölzen, in Pflanzgruben oder gemischt mit Pflanzerde.
- Mulchreste und zerfallenes Material verbleiben im Boden oder werden flächig verteilt.
- Laubhaufen (Unterschlupf) stehen bleiben, bis die Tiere ausgewintert sind (z. B. März/April).
4. Hinweise zum Laubmanagement – Fehler vermeiden & Besonderheiten beachten
Hier eine Sammlung häufig gestellter Fragen (FAQs) und Hinweise, die Ihnen helfen, typische Fehler zu vermeiden:
Problem / Frage | Empfehlung / Lösung |
---|---|
Zu viel Laub, Garten überlastet | Priorisiere: Beete mulchen, Rest laubkompostieren / lagern. |
Laubreste auf Rasen | Entfernen oder mulchen in sehr dünner Schicht – nicht zu viele Blätter liegen lassen. |
Walnuss- und schwarznussblätter | Besser separat kompostieren, ggf. mit anderen Materialien mischen. |
Stickstoffmangel in Kompost | Stickstoffreiches Material beifügen (Grasschnitt, Küchenabfälle). |
Zu dicke Mulchschicht | Reduzieren – bei > 10–15 cm droht Sauerstoffmangel. |
Feuchtes Laub, Schimmelbildung | Lose ausbringen, Lüftung ermöglichen, ggf. auflockern. |
Laub auf Wegen & Dachrinnen | Entfernen, damit Oberflächen abfließen können und nicht rutschig wird. |
Laub und Krankheitserreger | Laub von kranken Pflanzen (z. B. Pilzbefall) besser entfernen und nicht in den Kompost geben. |
Ein Erfahrungswert vieler Gärten: Gartenlaub macht etwa 30–50 % des jährlichen Grünabfalls aus. Wer frühzeitig und systematisch sammelt, fährt langfristig entspannter.
5. Beispielpläne & Ideen für bestimmte Gartenbereiche
5.1 Hochbeet / Hochbeetfüllung mit Laub
Ein Hochbeet lässt sich ideal mit Laub schichtweise „füttern“:
- Unten grobes Astmaterial zur Drainage
- Dann eine dicke Schicht Laub + Rasenschnitt + Grüngut
- Oben abschließend gute Pflanzerde
- Während des Jahres zerfällt das Material, erzeugt Wärme und schrittweise Humus.
- Nach 5–7 Jahren kann man das Beet neu schichten mit teilweiser Entnahme des alten Materials. (Bekanntes Verfahren im Hochbeetbau)
5.2 Gemüsebeet – Laub als Winterabdeckung / Mulch
- Nach der Ernte: dünne Schicht zerkleinertes Laub aufbringen
- Im Frühjahr durchmischen oder mit oberer Erdschicht einarbeiten
- Verhindert Erosion und verbessert Bodenstruktur im Lauf der Zeit
5.3 Gehölzrand, Wurzelbereich, unter Sträuchern
- Unter Laub geflochtene Mulchzone lässt Gehölzrand natürlich wirken
- Wurzelballen bleibt geschützt gegen Ausschnitte oder Trockenheit
- Im Frühjahr übernimmt Mikrobenaktivität die Umwandlung in Nährstoffe
5.4 Laubhaufen als Lebensraum
- An ruhiger Stelle abseits von Beeten
- Kein direkter Kontakt zu empfindlichen Pflanzen
- Nicht stören bis Frühjahr, damit Tiere ungestört sind
Letzten Herbst haben wir in unserem kleinen Familiengarten rund 3 m³ Blätter von Ahorn, Kastanie und Linde gesammelt. Statt sie in Plastiktüten wegzubringen, häckselten wir sie mit dem Alt-Rasenmäheraufsatz und verteilten sie als Mulch rund um unsere Beerensträucher. Schon im Frühjahr war die Wirkung sichtbar: weniger Unkraut, feuchtere Erde, und die Stachelbeeren wuchsen kräftiger. Die übrige Restmenge wanderten in einen separaten Laubhaufen – und Ende des nächsten Herbsts wurde daraus feiner Blattkompost, den wir in Balkonkästen und Staudenbeeten streuten.
Handlungsempfehlungen
Zusammenfassung:
- Herbstlaub sollte nicht als Abfall betrachtet werden, sondern als wertvoller Rohstoff für den Garten.
- Die effizientesten Methoden zur Nutzung sind Kompostierung, Mulchen und spezielle Laubkomposte – idealerweise kombiniert.
- Wichtig ist eine kontrollierte Anwendung: Zerkleinern, Mischung mit stickstoffreichem Material, Vermeidung von Überstauung, gute Belüftung.
Empfohlene Schritte für Ihre Gartenpraxis:
- Frühzeitig sammeln – sobald Laub anfällt, Trockenzeiten abwarten
- Material trennen und zerkleinern – z. B. nach Laubart oder Mengen

Hobbykoch, Gartenliebhaber und Autor