Tomaten überwintern: Lassen sich Tomaten über den Winter retten?
Tomaten gehören zu den beliebtesten Gemüsepflanzen in heimischen Gärten, auf Balkonen und in Gewächshäusern. Ihre aromatischen Früchte, die Vielfalt der Sorten und die Freude am eigenen Anbau machen sie zum Herzstück vieler Hobbygärtner. Doch mit dem ersten Frost endet die Saison oft jäh – oder doch nicht?
In diesem Artikel erfahren Sie:
- ob und wie sich Tomaten überwintern lassen,
- welche Tomatensorten sich dafür eignen,
- welche Methoden zur Überwinterung funktionieren – im Haus, Wintergarten oder Gewächshaus,
- und wie Sie Ihre Pflanzen gesund durch die kalte Jahreszeit bringen.
Ziel: Eine möglichst frühe und kräftige Ernte im nächsten Jahr – mit bereits etablierten Pflanzen.
1. Warum Tomaten überwintern?
Die Überwinterung von Tomatenpflanzen ist kein Muss – aber ein spannendes Experiment für Gartenfreunde. Der Vorteil: Wer erfolgreich überwintert, kann mit einer kräftigen Pflanze ins Frühjahr starten. Diese hat einen klaren Wachstumsvorsprung, blüht früher und trägt früher Früchte.
Vorteile im Überblick:
- Frühere Blüte und Ernte
- Kräftiger Wuchs durch etabliertes Wurzelwerk
- Seltene oder besonders schmackhafte Sorten erhalten
- Weniger Aufwand bei der Anzucht

2. Können Tomatenpflanzen in unseren Breitengraden überleben?
Tomaten (Solanum lycopersicum) sind ursprünglich aus Südamerika und lieben Wärme. In Mitteleuropa sind sie daher einjährig kultiviert – nicht weil sie nur ein Jahr leben, sondern weil sie Frost nicht vertragen.
Die gute Nachricht: Tomaten sind per Definition mehrjährig – unter frostfreien Bedingungen.
Tomaten sind:
- Frostempfindlich: Temperaturen unter +5 °C führen zu Schäden.
- Lichtbedürftig: Auch im Winter brauchen sie möglichst viel Helligkeit.
- Nicht winterhart: Ein Auspflanzen ins Freie ist im Winter nicht möglich.
Deshalb: Nur bei geschützter Überwinterung – im Haus oder Gewächshaus – haben Tomaten eine Chance auf ein zweites Jahr.
3. Welche Tomatensorten eignen sich zum Überwintern?
Nicht jede Tomate ist gleich robust. Einige Sorten zeigen sich besonders geeignet für eine zweite Saison.
Besonders geeignet:
- Wildtomaten (z. B. Rote Murmel, Humboldtii)
→ Robust, krankheitsresistent, genügsam - Kleinfrüchtige Cocktail- und Cherrytomaten
→ Gute Wurzelbildung, kompakter Wuchs - Rankende Sorten (z. B. Black Cherry, Green Zebra)
→ Langlebig und regenerationsfreudig - Buschtomaten für Topfkultur (z. B. Tiny Tim)
→ Ideal für die Fensterbank
Tipp: Auch Lieblingssorten mit besonderem Aroma oder historische Sorten lassen sich über Stecklinge gut erhalten.
4. Drei Methoden zum Überwintern von Tomaten
1. Überwinterung ganzer Pflanzen im Topf
Voraussetzung: Die Tomate wurde im Sommer bereits in einem Topf kultiviert oder rechtzeitig vor dem ersten Frost umgetopft.
Ort:
- Helles, kühles Fensterbrett
- Wintergarten
- Helles Treppenhaus (10–15 °C ideal)
Ablauf:
- Vor dem ersten Frost ausgraben und in Topf setzen (falls nicht im Topf gewachsen)
- Erde gut abtropfen lassen
- Standort wählen mit maximaler Helligkeit
2. Stecklingsmethode
Idee: Statt die ganze Pflanze zu überwintern, schneidet man 15–20 cm lange Triebe und bewurzelt sie im Wasser oder Substrat.
Vorteile:
- Weniger Platzbedarf
- Geringeres Risiko von Krankheiten
- Verjüngung der Pflanze
So geht’s:
- Steckling unterhalb eines Blattknotens abschneiden
- Untere Blätter entfernen
- In Wasser oder Anzuchterde stellen
- Nach 2–3 Wochen Wurzeln sichtbar → dann eintopfen
3. Überwinterung im (beheizten) Gewächshaus
Geeignet für: Ambitionierte Gärtner mit entsprechendem Platz
Wichtig:
- Temperatur dauerhaft über 10 °C halten
- Lüften zur Schimmelvermeidung
- Zusatzlicht bei Lichtmangel sinnvoll
5. Schritt-für-Schritt-Anleitung: Tomaten ins Haus holen
- Gesunde Pflanze auswählen: Nur kräftige, nicht kranke Pflanzen überwintern
- Zurückschneiden: Pflanze um ⅓ einkürzen, um Wachstum zu bremsen
- Umtopfen (falls nötig): Wurzelballen in frische, gut drainierte Erde setzen
- Düngung einstellen: Ab Oktober nicht mehr düngen
- Standort wählen: Hell, aber nicht heiß. Ideal sind 10–15 °C und viel Tageslicht
- Gießen: Nur mäßig! Erde leicht feucht halten, nicht nass
6. Pflege während der Wintermonate
- Licht: Wenn natürliches Licht nicht ausreicht, hilft Pflanzenlicht (LED)
- Wasser: Weniger ist mehr – keine Staunässe!
- Kontrolle: Regelmäßige Kontrolle auf Schädlinge (z. B. Weiße Fliege, Spinnmilbe)
- Luftfeuchtigkeit: Zu trockene Luft vermeiden (evtl. Luftbefeuchter oder Schale mit Wasser)
7. Häufige Probleme & Lösungen
Problem | Ursache | Lösung |
---|---|---|
Blätter werden gelb | Lichtmangel, Staunässe | Standort wechseln, Gießmenge anpassen |
Schimmel an Erde | Zu feucht, schlechte Belüftung | Weniger gießen, lüften |
Schädlinge | Trockene Luft, geschwächte Pflanze | Neemöl, Gelbtafeln, abduschen |
Pflanze wächst nicht | Lichtmangel, Ruhephase | Geduld – Wachstum beginnt erst im Frühjahr wieder |
8. Vor- und Nachteile der Überwinterung
Vorteile:
- Erntevorsprung im Folgejahr
- Erhalt seltener Sorten
- Experimentierfreude für Gartenliebhaber
Nachteile:
- Pflegeaufwand im Winter
- Platzbedarf im Haus
- Risiko von Schädlingen
- Erfolg nicht garantiert
9. Alternative: Samen sichern für das nächste Jahr
Falls die Überwinterung scheitert – oder parallel zur Sicherheit: Samen ernten!
So geht’s:
- Reife Tomate zerdrücken
- Samen mit Wasser in Glas geben, 2 Tage stehen lassen (fermentieren)
- Samen absieben, trocknen lassen
- Trocken und dunkel lagern
10. Lohnt sich die Mühe?
Ja – wenn Sie:
- Platz, Zeit und Lust auf ein spannendes Gartenprojekt haben,
- seltene oder persönliche Lieblingssorten erhalten wollen,
- und bereit sind, Pflege und Risiko in Kauf zu nehmen.
Für viele Hobbygärtner ist die Überwinterung eine Möglichkeit, die Gartensaison kreativ zu verlängern – und mit etwas Glück das neue Jahr mit einer kräftigen, blühfreudigen Tomatenpflanze zu beginnen.
11. Bonus: Tomaten im Winter als Zimmerpflanze?
Einige kleinwüchsige Sorten (z. B. „Tiny Tim“ oder „Balconi Yellow“) lassen sich mit ausreichend Licht tatsächlich wie Zimmerpflanzen kultivieren – und tragen sogar im Winter Früchte!
Tipps für die Indoor-Kultur:
- Pflanzenlicht 12–14 Stunden pro Tag
- Temperaturen über 18 °C
- Regelmäßige Düngung im Winter
- Unterstützung beim Bestäuben (z. B. mit Pinsel)
Zusammenfassung als Liste – das Wichtigste in Kürze:
✅ Tomaten sind mehrjährig, aber frostempfindlich
✅ Drei Optionen: Pflanze im Topf, Stecklinge, Gewächshaus
✅ Helligkeit und Temperatur entscheidend
✅ Pflege über Winter: Wenig gießen, nicht düngen
✅ Sortenwahl: Wildtomaten und kleine Topftomaten ideal
✅ Notlösung: Samen ernten für neues Jahr
✅ Indoor-Tomaten sind möglich – mit Kunstlicht

Hobbykoch, Gartenliebhaber und Autor