Volkstrauertag – Ein Tag für Werte, Geschichte und Zukunft
Der Volkstrauertag ist mehr als nur ein Datum im Novemberkalender. Er ist ein stiller, aber bedeutungsvoller Tag, an dem wir uns bewusst der Vergangenheit zuwenden, um daraus Kraft für die Gegenwart und Zukunft zu ziehen. In einer Welt, die oft von Schnelllebigkeit, Reizüberflutung und Konflikten geprägt ist, setzt der Volkstrauertag ein wichtiges Zeichen: innehalten, erinnern, mahnen. Gerade in einer Zeit, in der Krieg wieder Realität in Europa ist, gewinnt der Gedenktag an Aktualität und Relevanz. Dieser Artikel beleuchtet Herkunft, Bedeutung und Gestaltung des Volkstrauertags und gibt Impulse, wie man ihn auch im Alltag sinnstiftend begehen kann.
1. Ursprung und historische Entwicklung
Die Anfänge nach dem Ersten Weltkrieg
Der Volkstrauertag wurde erstmals 1919 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. angeregt. Ziel war es, den Gefallenen des Ersten Weltkriegs zu gedenken und einen Raum für kollektive Trauer zu schaffen. In einer durch Krieg gezeichneten Gesellschaft bot dieser Tag die Möglichkeit, gemeinsam innezuhalten.
Vom Heldengedenktag zum Tag des stillen Erinnerns
Während des Nationalsozialismus wurde der Volkstrauertag zum “Heldengedenktag” umgedeutet und militärisch instrumentalisiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg distanzierte sich die Bundesrepublik bewusst von dieser Deutung. Seit 1952 findet der Volkstrauertag wieder in seiner ursprünglich gedachten Form statt: als Tag der Trauer, Mahnung und Friedensbotschaft.
Heute: Ein Tag für alle Opfer von Krieg und Gewalt
Inzwischen wird am Volkstrauertag nicht nur der Soldaten gedacht, sondern aller Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft, Terrorismus und Verfolgung. Der Tag steht für ein universelles Gedenken und fördert eine Kultur der Empathie und Verantwortung.
2. Wann ist Volkstrauertag? Gesetzliche Regelung
- Termin: Der Volkstrauertag wird stets am zweitletzten Sonntag vor dem ersten Advent begangen.
- Stiller Feiertag: In vielen Bundesländern gelten besondere Regelungen, etwa Tanzverbot oder Einschränkungen für Unterhaltungsveranstaltungen.
- Nationales Gedenken: Der Tag ist kein gesetzlicher Feiertag im klassischen Sinne, wird aber durch zentrale Veranstaltungen, u. a. im Bundestag, gewürdigt.
3. Bedeutung im gesellschaftlichen Kontext
Mahnung für den Frieden
Krieg ist keine historische Randerscheinung, sondern bittere Realität vieler Generationen. Der Volkstrauertag ruft in Erinnerung, dass Frieden ein wertvolles, schützenswertes Gut ist.
Brücke zwischen den Generationen

Durch Erzählungen, Gedenkveranstaltungen und schulische Projekte wird Wissen über historische Ereignisse an jüngere Generationen weitergegeben. Der Tag schafft so eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Symbol für Versöhnung und internationale Solidarität
Zunehmend stehen auch die Opfer auf der Gegenseite im Fokus des Gedenkens. Das zeigt: Der Volkstrauertag ist kein nationalistischer, sondern ein humanistischer Erinnerungstag.
4. Wie wird der Volkstrauertag begangen?
Zentrale Elemente:
- Kranzniederlegungen an Krieger- und Mahnmalen
- Schweigeminuten und Gedenkstunden
- Kirchliche Gottesdienste und Andachten
- Redebeiträge von Politik und Zivilgesellschaft
- Schulprojekte und Ausstellungen
Traditionelle Symbole:
- Halbmasteflagge
- Lied “Ich hatt’ einen Kameraden”
- Ehrenformationen und Trompetensignale
5. Gestaltungsideen für Familien und Gemeinschaften
Auch jenseits offizieller Veranstaltungen lässt sich der Volkstrauertag sinnstiftend in den Alltag integrieren:
In der Familie:
- Gemeinsames Entzünden einer Kerze
- Gespräche über familiäre Kriegserfahrungen
- Besuch von Gedenkorten oder Gräbern
In Schulen und Bildungsarbeit:
- Projektwochen zum Thema “Frieden”
- Einladung von Zeitzeug:innen oder Historiker:innen
- Erstellung von Podcasts, Plakaten oder Ausstellungen
In Nachbarschaften oder Vereinen:
- Organisation einer Lesung oder eines stillen Spaziergangs
- Anlegen eines “Friedensbeetes” mit Symbolpflanzen wie Mohn oder Olivenbaum
6. Der Volkstrauertag im Garten – Erinnern mit der Natur
Gerade im Garten lässt sich der Volkstrauertag besonders sinnlich und nachhaltig begehen:
Pflanzen mit Symbolkraft:
- Mohnblume: Symbol für die im Krieg Gefallenen
- Olivenbaum: Zeichen des Friedens
- Lavendel: Erinnerung und Stille
- Efeu: Treue über den Tod hinaus
Gestaltungsimpulse:
- Ein “Ort der Stille” mit Bank und Gedenkstein
- Beschriftete Pflanzenetiketten mit Friedensbotschaften
- Bau eines Insektenhotels als Symbol für neues Leben
Jahreszeitliche Verbindung:
- Der späte Herbst steht für Abschied, Umbruch und Neuanfang
- Gartenarbeit im November wird zur meditativen Reflexion
7. Kulinarische Erinnerungsimpulse – Essen als kulturelles Gedenken
Auch über die Küche lässt sich Erinnerungskultur pflegen. Gerichte, die an früher erinnern, verbinden Generationen.
Rezeptinspirationen für den Volkstrauertag:
- Linsensuppe mit Wurzelgemüse – schlicht, nahrhaft, traditionell
- Kartoffelbrot nach Oma Art – Brot als Symbol für Nahrung und Frieden
- Mohnkuchen – in Gedenken an Gefallene (rote Mohnblume)
- Apfelkompott – erinnert an Vorratszeiten vergangener Generationen
Gemeinsames Kochen als Ritual:
- Austausch über Rezepte und ihre Herkunft
- Aufschreiben von Familienrezepten zur Bewahrung von Erinnerungen
- Einladung zum stillen Essen mit Kerzenlicht
8. Kritische Perspektiven und Herausforderungen
Sinkende Relevanz in jüngeren Generationen
Viele junge Menschen kennen den Volkstrauertag kaum oder empfinden ihn als “verstaubt”. Hier braucht es neue, kreative Formen des Erinnerns.
Politische Vereinnahmung vermeiden
Das Gedenken sollte parteipolitisch neutral und inklusiv bleiben. Missbrauch für ideologische Zwecke widerspricht dem Geist des Tages.
Digitalisierung nutzen
Online-Gedenkportale, Podcasts oder digitale Ausstellungen können neue Zielgruppen erreichen und das Gedenken ins 21. Jahrhundert bringen.
9. Reflexionsfragen zum Mitnehmen
- Was bedeutet mir Erinnerung?
- Welche Geschichten aus meiner Familie sollten bewahrt werden?
- Wie kann ich heute konkret zum Frieden beitragen?
- Welche Orte in meiner Umgebung laden zum stillen Gedenken ein?
- Wie kann ich mit Kindern über Krieg, Frieden und Geschichte sprechen?
10. Erinnern für die Zukunft
Der Volkstrauertag ist kein Relikt aus der Vergangenheit, sondern ein hochaktueller Tag mit tiefem Sinn. Er fordert uns auf, nicht zu vergessen, was geschehen ist – und daraus Lehren für morgen zu ziehen. Gedenken beginnt nicht erst auf dem Friedhof oder bei der offiziellen Kranzniederlegung. Es beginnt im Alltag: im Gespräch, im Garten, in der Küche, im Herzen. Wer erinnert, der lebt bewusster. Und wer bewusster lebt, der handelt verantwortungsvoller.
Machen wir aus dem Volkstrauertag einen Tag der Stille, der Erinnerung und der Hoffnung. Einen Tag, der im Kleinen wie im Großen wirkt. Für eine friedliche Gesellschaft – und für ein Leben, das sich seiner Wurzeln bewusst ist.

Hobbykoch, Gartenliebhaber und Autor