Wir sind auf Wildbienen angewiesen – Ohne sie fehlt die Vielfalt auf unseren Tellern
Wildbienen sind leise Helfer, ohne die unsere Ernährung deutlich eintöniger ausfallen würde. Während die Honigbiene seit Jahrhunderten im Fokus steht, kämpfen ihre wilden Verwandten ums Überleben. Ein Projekt im Main-Kinzig-Kreis zeigt, wie Landwirtschaft und Naturschutz gemeinsam Lösungen finden können – und warum jeder Garten zur Rettung beitragen kann.
Kleine Insekten mit riesiger Bedeutung
Rund 80 Prozent aller Wild- und Nutzpflanzen in Deutschland sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Wildbienen übernehmen dabei eine Schlüsselrolle. Sie sind spezialisiert, effizient und oft unter widrigeren Bedingungen aktiv als Honigbienen.
Besonders im Frühjahr, wenn etwa die Apfelblüte beginnt, sichern sie die Bestäubung schon bei niedrigen Temperaturen. Ohne ihre Arbeit wäre die Lebensmittelvielfalt drastisch eingeschränkt.
Blühstreifen als Rettungsinseln
Im hessischen Main-Kinzig-Kreis setzen Landwirt Schmidt und Biologin Hepp auf eine innovative Lösung:
Sie haben das Projekt „WibiNa“ gegründet, das Wildbienen in der Agrarlandschaft neue Lebensräume schafft.
Auf eigens angelegten Blühstreifen wachsen über 40 heimische Pflanzenarten – von Schafgarbe bis Rotklee. Diese Mischung sorgt dafür, dass die Insekten von Frühjahr bis Herbst Nahrung finden. Gleichzeitig bieten die Flächen Nistplätze für verschiedene Arten.
Mehr als nur Bestäuber
Wildbienen sind in vielerlei Hinsicht unverzichtbar. Manche Arten sind Experten für ganz bestimmte Pflanzen. Hummeln etwa bringen mit ihren vibrierenden Flugmuskeln Tomatenblüten zum „Beben“, damit der Pollen freigesetzt wird. Was für den Menschen technisch aufwendig wäre, erledigen sie spielend. Damit leisten Wildbienen Bestäubungsarbeit, die Honigbienen allein nicht leisten können.
Honigbienen und Wildbienen – Partner, keine Konkurrenten
Während Honigbienen in großen Völkern leben und eine breite Palette an Blüten ansteuern, sind Wildbienen meist Einzelgänger.

Viele sind spezialisiert und dadurch deutlich effizienter.
Internationale Studien belegen, dass Honigbienen Wildbienen nicht ersetzen können. Erst das Zusammenspiel beider Insektengruppen garantiert stabile Erträge und gesunde Ökosysteme.
Landwirtschaft zwischen Verantwortung und Chance
Die Bedeutung der Bestäubung lässt sich auch wirtschaftlich messen: Laut einer Studie der Universität Hohenheim beträgt ihr Nutzen allein in Deutschland rund 3,8 Milliarden Euro jährlich. Dennoch sind mehr als die Hälfte der 580 Wildbienenarten hierzulande gefährdet oder bereits ausgestorben.
Mit Projekten wie „WibiNa“ werden Landwirte für ihren Einsatz belohnt. Blühstreifen, die im Rahmen der Agrarförderung angelegt werden, können finanziell ebenso attraktiv sein wie ein Weizenfeld – und leisten gleichzeitig einen Beitrag zum Artenschutz. Damit wird Naturschutz zur Einnahmequelle, von der Landwirtschaft und Natur profitieren.
Bedrohungen durch Monokulturen und Klimawandel
Die intensive Landwirtschaft setzt den Wildbienen seit Jahrzehnten zu. Monokulturen entziehen ihnen Nahrungsgrundlagen, Pestizide schädigen Insekten direkt oder zerstören ihre Futterpflanzen. Hinzu kommen versiegelte Flächen in Städten, die wichtige Nistplätze unzugänglich machen. Der Klimawandel verschärft die Situation: Dürreperioden, Starkregen und veränderte Blühzeiten stören den Lebensrhythmus der Tiere.
Auch Privatgärten können Lebensräume werden
Die Rettung der Wildbienen hängt nicht allein von der Landwirtschaft ab. Auch in privaten Gärten können Menschen viel bewirken. Wer heimische Wildpflanzen ansät, beim Mähen nicht alles auf einmal schneidet und wilde Ecken stehen lässt, schafft wichtige Rückzugsorte. Totholz, offene Bodenstellen und blühende Vielfalt bieten ideale Bedingungen für Nistplätze. Schon kleine Maßnahmen können große Wirkung haben.
Ohne Wildbienen keine Vielfalt – Wildbienen mit riesiger Bedeutung
Ob im Apfelanbau, bei Tomaten oder auf dem Getreidefeld: Wildbienen sichern unsere Ernährung und halten Ökosysteme stabil. Doch viele Arten stehen auf der Roten Liste. Projekte wie „WibiNa“ zeigen, dass Landwirtschaft und Naturschutz gemeinsame Wege gehen können. Und auch jeder Gartenbesitzer kann dazu beitragen, dass die stillen Helfer überleben. Denn ohne Wildbienen würden unsere Teller ärmer, unsere Ernten kleiner – und unsere Zukunft unsicherer.

Hobbykoch, Gartenliebhaber und Autor