Wildkräuter im Herbst: Nutzung & Rezepte
Wenn sich die Blätter golden färben und der erste Nebel über die Felder zieht, denken viele an Erntezeit, Pilze und Kürbisse. Doch der Herbst hat noch eine andere, oft übersehene Seite: Wildkräuter. Zwischen den fallenden Blättern, an Wegrändern und Waldrändern wachsen zahlreiche aromatische, heilkräftige und essbare Kräuter, die in keiner Herbstküche fehlen sollten.
Ob als wärmende Suppe, feiner Tee oder würziges Pesto – Wildkräuter im Herbst bieten Geschmack, Vitamine und Verbindung zur Natur. Dieser Beitrag zeigt, welche Wildkräuter im Herbst gesammelt werden können, wie man sie erkennt, verwendet und zu köstlichen Rezepten verarbeitet.
🌿 Warum Wildkräuter im Herbst so wertvoll sind
Viele denken, dass die Kräuterzeit mit dem Sommer endet. Doch der Herbst hält noch erstaunlich viel bereit. Einige Pflanzen haben jetzt besonders kräftige Aromen, weil sie sich auf den Winter vorbereiten und Nährstoffe in Wurzeln oder Blätter einlagern.
Vorteile herbstlicher Wildkräuter:
- hoher Gehalt an Mineralstoffen, Bitterstoffen und ätherischen Ölen
- stärken das Immunsystem und unterstützen die Verdauung
- bringen Frische und Abwechslung in saisonale Herbstgerichte
- lassen sich leicht trocknen oder zu Vorräten verarbeiten (Tee, Salz, Öl)
🍁 Typische Wildkräuter im Herbst – eine Übersicht
Im Herbst konzentrieren sich viele Wildpflanzen auf ihre Samen, Wurzeln und letzten Blätter. Hier eine Übersicht der häufigsten essbaren Kräuter:
1. Brennnessel (Urtica dioica)
- Erkennbar an: gezackten Blättern und brennenden Härchen
- Sammelzeit: bis zum Frost, vor allem junge Triebe
- Wirkung: eisenreich, entgiftend, entzündungshemmend
- Verwendung: Suppen, Spinat-Ersatz, Kräutertee
2. Giersch (Aegopodium podagraria)
- Erkennbar an: dreigeteilten Blättern mit markantem Geruch
- Sammelzeit: bis Ende Oktober
- Wirkung: stoffwechselanregend, harntreibend
- Verwendung: Pesto, Kräuterquark, Smoothies
3. Löwenzahn (Taraxacum officinale)
- Erkennbar an: gezackte Blattrosette, milchiger Saft
- Sammelzeit: Blätter bis Spätherbst, Wurzel im Oktober
- Wirkung: leberreinigend, verdauungsfördernd
- Verwendung: Salat, Tee, geröstete Wurzel als Kaffee-Ersatz
4. Schafgarbe (Achillea millefolium)
- Erkennbar an: fein gefiederte Blätter, weiße Doldenblüten
- Sammelzeit: Blätter und Blüten bis in den Oktober
- Wirkung: krampflösend, verdauungsfördernd, entzündungshemmend
- Verwendung: Tee, Kräuterbutter, als Gewürz für Eintöpfe
5. Vogelmiere (Stellaria media)
- Erkennbar an: zarte Blätter, weiße sternförmige Blüten
- Sammelzeit: fast das ganze Jahr
- Wirkung: reich an Vitamin C, blutreinigend
- Verwendung: Salate, grüne Smoothies, Kräuteraufstriche
6. Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
- Erkennbar an: schmale, längliche Blätter mit deutlichen Blattnerven
- Sammelzeit: bis Oktober
- Wirkung: entzündungshemmend, gut bei Husten
- Verwendung: Sirup, Tee, Kräuterbutter
7. Sauerampfer (Rumex acetosa)
- Erkennbar an: pfeilförmige Blätter, säuerlicher Geschmack
- Sammelzeit: junge Blätter bis zum Frost
- Wirkung: anregend für den Stoffwechsel
- Verwendung: Kräutersoßen, Salate, Suppen
8. Bärlapp, Ehrenpreis, Gundermann, Wegerich-Arten
- Besonders spannend für Teemischungen und Wildkräutersalze.
🌼 Wildkräuter erkennen und sicher sammeln
Bevor du Wildkräuter sammelst, gilt: Sicherheit zuerst.
Einige Kräuter ähneln giftigen Arten. Daher sollte man sich gut informieren oder an geführten Kräuterwanderungen teilnehmen.
Wichtige Sammelregeln:
- Nur bekannte Pflanzen pflücken.
Im Zweifel lieber stehen lassen. - Saubere Sammelorte wählen.
Keine Pflanzen an Straßenrändern oder Hundewiesen. - Schonend ernten.
Nie alle Pflanzen einer Stelle abreißen – immer etwas stehen lassen. - Kleine Mengen sammeln.
Wildkräuter sind Würzkräuter – wenige Blätter reichen oft aus. - Direkt verarbeiten oder trocknen.
Die wertvollen Inhaltsstoffe verflüchtigen sich rasch.
🍂 Zubereitung & Lagerung
Wildkräuter lassen sich vielseitig verarbeiten. Im Herbst eignen sich besonders:
- Trocknen: ganze Zweige kopfüber an einem luftigen Ort aufhängen
- Einlegen: in Öl, Essig oder Salz konservieren
- Einfrieren: gehackt in Eiswürfelformen mit Wasser oder Öl
- Tee: getrocknete Blätter in Gläser füllen, dunkel lagern
So bleiben die wertvollen Aromen und Wirkstoffe bis in den Winter erhalten.
🥗 Köstliche Herbstrezepte mit Wildkräutern
Im Folgenden einige kreative Rezeptideen, die zeigen, wie vielseitig sich Wildkräuter in der Küche einsetzen lassen – von würzig bis süß.
🧄 1. Wildkräuter-Pesto mit Walnüssen & Birne
Zutaten:
- 1 Handvoll Brennnesselblätter (blanchiert)
- 1 Handvoll Giersch oder Vogelmiere
- 1 kleine reife Birne
- 50 g Walnüsse
- 50 g Parmesan
- 100 ml Olivenöl
- Salz, Pfeffer, etwas Zitronensaft
Zubereitung:
- Kräuter waschen, abtrocknen.
- Mit Birne, Nüssen und Parmesan im Mixer fein pürieren.
- Öl langsam zugeben, bis die gewünschte Konsistenz entsteht.
- Mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken.
Tipp:
Passt hervorragend zu Pasta, Ofenkartoffeln oder geröstetem Brot.

🥔 2. Herbstlicher Kartoffelsalat mit Löwenzahn & Kürbiskernöl
Zutaten:
- 800 g festkochende Kartoffeln
- 1 Handvoll junge Löwenzahnblätter
- 2 Frühlingszwiebeln
- 2 EL Kürbiskernöl
- 1 EL Apfelessig
- 1 TL Senf
- Salz, Pfeffer
Zubereitung:
- Kartoffeln kochen, pellen, in Scheiben schneiden.
- Dressing aus Öl, Essig, Senf, Salz und Pfeffer anrühren.
- Löwenzahnblätter fein schneiden und untermischen.
- Frühlingszwiebeln dazugeben – lauwarm servieren.
🥣 3. Brennnessel-Suppe mit Apfel und Muskat
Zutaten:
- 2 Hände frische Brennnesselblätter
- 1 Zwiebel, 1 Apfel, 1 Kartoffel
- 500 ml Gemüsebrühe
- 1 EL Butter
- Muskat, Salz, Pfeffer, etwas Sahne
Zubereitung:
- Zwiebel und Apfel würfeln, in Butter anschwitzen.
- Kartoffel und Brennnesseln zugeben, kurz mitdünsten.
- Brühe angießen, 15 Minuten köcheln lassen.
- Pürieren, mit Muskat und Sahne abschmecken.
Ergebnis:
Eine cremige, leicht süßlich-nussige Suppe mit intensivem Aroma.
🍞 4. Wildkräuterbrot mit Schafgarbe & Giersch
Zutaten:
- 500 g Dinkelmehl
- 1 Würfel Hefe
- 1 TL Salz
- 300 ml lauwarmes Wasser
- 1 Handvoll gehackte Wildkräuter (z. B. Giersch, Schafgarbe, Brennnessel)
Zubereitung:
- Mehl, Hefe, Salz und Wasser zu einem Teig kneten.
- Kräuter unterheben, 1 h gehen lassen.
- Im Ofen bei 200 °C etwa 35 Minuten backen.
Tipp:
Das Brot schmeckt besonders gut mit Wildkräuterbutter oder Pilzragout.
🧈 5. Kräuterbutter mit Schafgarbe & Knoblauchsrauke
Zutaten:
- 250 g weiche Butter
- 2 EL fein gehackte Schafgarbe
- 1 EL Knoblauchsrauke
- Zitronensaft, Salz
Alles vermengen, in kleine Gläser oder Rollen füllen und im Kühlschrank aufbewahren.
Perfekt zu gegrilltem Gemüse, Ofenkartoffeln oder Fisch.
☕️ 6. Wildkräuter-Tee für kühle Tage
Zutaten:
- 1 TL getrocknete Schafgarbe
- 1 TL Brennnessel
- 1 TL Spitzwegerich
- 1 TL Hagebutten (optional)
Mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen.
Dieser Tee stärkt Abwehrkräfte und wärmt von innen.
🥮 7. Süßer Herbstsnack: Apfelchips mit Wildkräutersalz
Zubereitung:
- Äpfel in feine Scheiben schneiden, im Ofen trocknen (80 °C, 2 h).
- Wildkräutersalz aus getrockneter Brennnessel, Giersch und Schafgarbe fein mörsern.
- Chips leicht bestreuen – ergibt eine spannende Mischung aus süß und würzig.
🌾 Wildkräuter im eigenen Garten
Wer Wildkräuter regelmäßig nutzen möchte, kann sie auch gezielt im Garten ansiedeln. Viele sind pflegeleicht, winterhart und ziehen Insekten an.
Empfohlene Gartenkräuter:
- Brennnessel: für Schmetterlingsraupen und als Dünger (Jauche)
- Schafgarbe: duftet, blüht lange, wirkt bodenverbessernd
- Gundermann: kriecht als schöner Bodendecker
- Wegerich: robust, auch für sonnige Flächen
- Löwenzahn: lockert den Boden
Tipp:
Wildkräuterbeete am besten in eine sonnige, aber windgeschützte Ecke setzen.
Ein Mix aus Küchen- und Wildkräutern sorgt für Biodiversität und kulinarische Vielfalt.
🧂 Hausgemachte Vorräte aus Wildkräutern
Herbstzeit ist auch Vorratszeit. Wer jetzt sammelt und konserviert, hat im Winter aromatische Zutaten zur Hand.
Ideen zur Vorratshaltung:
- Wildkräutersalz:
Kräuter trocknen, fein mahlen, mit grobem Meersalz mischen.
Verhältnis 1:3. - Wildkräuteröl:
Frische Kräuter in Flaschen geben, mit Öl auffüllen.
2 Wochen ziehen lassen, abseihen. - Wildkräuteressig:
Essig mit Kräutern (z. B. Schafgarbe, Giersch) ansetzen, nach 3 Wochen filtern. - Teevorrat:
Blätter auf Backpapier trocknen, luftdicht lagern.
🌱 Gesundheitliche Aspekte und Anwendung
Viele Wildkräuter enthalten mehr Vitalstoffe als kultivierte Gemüse.
Sie liefern:
- Vitamin C, Eisen, Magnesium, Zink
- sekundäre Pflanzenstoffe (z. B. Flavonoide)
- Bitterstoffe, die Leber und Verdauung unterstützen
Beispiele:
- Brennnessel: Eisenquelle für Vegetarier
- Schafgarbe: harmonisiert Magen und Galle
- Giersch: hilft bei Gelenkbeschwerden
- Löwenzahn: stärkt Leber und Stoffwechsel
Wichtiger Hinweis:
Wildkräuter sind Heilpflanzen, aber kein Ersatz für medizinische Behandlungen.
Bei Unsicherheit oder Erkrankungen sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.
🌾 Wildkräuter im Jahresverlauf
| Monat | Typische Kräuter | Nutzung |
|---|---|---|
| März–Mai | Bärlauch, Giersch, Brennnessel | Frisch für Salate, Pesto |
| Juni–August | Schafgarbe, Gundermann, Kamille | Trocknen, Tee, Würzöl |
| September–November | Löwenzahnwurzel, Brennnessel, Schafgarbe, Wegerich | Suppen, Tees, Öle, Vorräte |
| Dezember–Februar | getrocknete Vorräte | Tees, Salze, Buttervarianten |
🌾 Kombinationen mit herbstlichen Zutaten
Wildkräuter harmonieren hervorragend mit saisonalen Produkten:
Kombinationsideen:
- Kürbis + Schafgarbe: für würzige Cremesuppe
- Apfel + Brennnessel: für grüne Smoothies
- Walnuss + Giersch: als aromatisches Pesto
- Pilze + Gundermann: für rustikale Pfannengerichte
- Rote Bete + Sauerampfer: als Salat mit Ziegenkäse
🍂 Wildkräuter im kulturellen Kontext
In alten Volksbräuchen spielte das Sammeln von Herbstkräutern eine wichtige Rolle.
Vor allem Schafgarbe, Wegerich und Gundermann galten als Schutzpflanzen.
Sie wurden getrocknet und in Hauskränze eingeflochten – als Symbol für Gesundheit und Fruchtbarkeit.
Heute erlebt die Tradition des Kräutersammelns eine Renaissance:
- in der Naturküche
- bei Slow-Food-Köchen
- in der modernen Wildkräuterpädagogik
Das Wissen um essbare Wildpflanzen verbindet uns mit alten Generationen – und mit der Erde selbst.
🧺 Praktische Tipps für Wildkräuter-Einsteiger
- Mit wenigen Arten beginnen.
Brennnessel, Giersch und Löwenzahn sind ideale Einstiegs-Kräuter. - Kleine Mengen verwenden.
Der Geschmack ist oft intensiver als bei Kulturpflanzen. - Langsam steigern.
Manche Wildkräuter enthalten Bitterstoffe, an die sich der Körper gewöhnt. - Auf Abwechslung achten.
Unterschiedliche Pflanzen liefern ein breites Nährstoffspektrum. - Ein Sammelbuch oder App nutzen.
So bleibt das Sammeln sicher und lehrreich.
🍃 Herbstliche Wildkräuter – Kraft aus der Natur
Wildkräuter im Herbst sind weit mehr als ein Nischen-Thema.
Sie stehen für natürliche Ernährung, Nachhaltigkeit und Achtsamkeit.
Wer sich die Zeit nimmt, draußen zu sammeln, entdeckt eine Welt voller Geschmack, Vitalität und Geschichte.
Ob als Tee an kalten Tagen, im Pesto auf frischem Brot oder im Kräuterbrot zum Abendessen –
Wildkräuter verbinden das Beste aus Natur, Gesundheit und Genuss.

Hobbykoch, Gartenliebhaber und Autor