Zugvögel im Klimawandel – Wenn der Frühling im Winter beginnt
Warum verschwinden viele Vögel im Winter?
Jahrhundertelang rätselten die Menschen über das Verschwinden vieler Vogelarten im Herbst.
Erst im 20. Jahrhundert wurde erkannt, dass sie in wärmere Regionen ziehen.
Doch der Klimawandel verändert dieses Verhalten:
Zugvögel, die früher verlässlich in den Süden aufbrachen, bleiben heute länger oder verzichten ganz auf ihre Reise.
Der Klimawandel verändert den Zugrhythmus
Dank moderner Vogelforschung und Plattformen wie Ornitho kann der Einfluss des Klimawandels auf den Vogelzug immer besser dokumentiert werden.
So wurde der Hausrotschwanz noch im Dezember gesichtet, obwohl er normalerweise schon im Herbst Richtung Mittelmeer zieht.
Graugänse und Kraniche verweilen ebenfalls länger in Mitteleuropa, weil die Winter zunehmend milder werden.
Laut Naturschutzbund Deutschland (NABU) verzichten einige Individuen oder gar ganze Populationen auf den Zug, wenn die Temperaturen warm genug bleiben.
Doch das birgt Risiken:
Plötzliche Kälteeinbrüche oder Extremwetterereignisse können für die Vögel zum Verhängnis werden.
Bedrohungen auf der Reise – und bei der Rückkehr
Zugvögel sind nicht nur durch Klimaveränderungen, sondern auch durch menschliche Einflüsse bedroht.
Jagd, Verkehr, Windräder und Solarparks stören ihre traditionellen Routen.
Auch die Rückkehr im Frühjahr wird schwieriger: Wenn die Temperaturen zu früh steigen, erwachen Pflanzen und Insekten früher – doch Langstreckenzieher wie Schwalben oder Nachtigallen kommen oft erst an, wenn die besten Brutplätze bereits besetzt sind.

Das kann zu einem drastischen Rückgang der Populationen führen.
Zugvögel sind zudem eine wichtige Nahrungsquelle für Säugetiere.
Bleiben sie aus, leiden auch Marder, Eichhörnchen und andere Tiere, da ihnen Eier und Jungvögel als Nahrungsquelle fehlen.
Neue Wege und Anpassungen
Manche Vogelarten finden bereits neue Lösungen.
Die Mönchsgrasmücke, die traditionell in Nordafrika überwinterte, verbringt die kalten Monate inzwischen in Großbritannien, weil die Temperaturen dort mittlerweile mild genug sind.
Welche Arten sich erfolgreich anpassen können und welche aussterben werden, ist noch ungewiss.
Die Genetik des Zugverhaltens ist noch nicht vollständig erforscht.
Zugvögel im Klimawandel – Wie können Menschen helfen?
Wer trotz klimatischer Veränderungen Vögel in seiner Umgebung erhalten möchte, kann durch Winterfütterung helfen.
Futterstellen sollten nicht nur im Winter, sondern auch im Frühling weiterbetrieben werden, um Jungvögel in der Brutzeit zu unterstützen.
Der Klimawandel stellt die gesamte Vogelwelt vor neue Herausforderungen – ob sie sich anpassen kann, wird die Zukunft zeigen.

Hobbykoch, Gartenliebhaber und Autor