Du kannst einen Garten schaffen, der für Kinder mit Handicap zugänglich ist, und so inklusive Spiel- und Lernräume bieten.
In diesem Artikel findest du Anleitungen und Ideen, wie du einen behindertengerechten Garten effektiv planen und gestalten kannst.
Verstehen der Bedürfnisse
- Beginne mit einer sorgfältigen Bewertung der Bedürfnisse der Nutzer. Kinder mit verschiedenen Handicaps haben unterschiedliche Anforderungen, die beim Gartenbau berücksichtigt werden müssen. Beziehe Experten, Therapeuten und natürlich die Kinder selbst in diesen Prozess ein. Es ist entscheidend, dass die Planung des Gartens nicht nur funktional, sondern auch inspirierend und motivierend für die Kinder ist.
- Führe Umfragen durch, um spezifische Wünsche und Bedürfnisse zu identifizieren. Diese könnten sich auf die Arten von Pflanzen beziehen, die sie anfassen und riechen möchten, oder auf die Art von Spielen, die sie im Garten spielen möchten. Achte darauf, dass der Gartenraum flexibel gestaltet wird, um verschiedene Arten von Aktivitäten zu unterstützen – von ruhigen Momenten bis zu aktiveren Spielen.
- Die Einbindung von Ergotherapeuten kann dir helfen, die Bedürfnisse von Kindern hinsichtlich körperlicher Zugänglichkeit zu erfüllen. Diese Fachleute können Empfehlungen für die Gestaltung von Wegen, die Höhe der Beete und die Art der für den Garten benötigten Ausstattung geben. Sie können auch dabei helfen, Sicherheitsaspekte zu beurteilen, die für Kinder mit physischen Einschränkungen besonders wichtig sind.
- Vergiss nicht, auch die Betreuer und Lehrkräfte miteinzubeziehen, die täglich mit den Kindern arbeiten. Sie können wertvolle Einblicke in die langfristigen Bedürfnisse der Kinder und die praktischen Aspekte der Gartenpflege und -nutzung bieten. Indem du eine breite Palette von Meinungen und Expertisen integrierst, stellst du sicher, dass der Garten alle notwendigen Anforderungen erfüllt und ein sicherer, einladender Ort für alle Kinder wird.
Wahl des richtigen Standorts
- Der Standort ist entscheidend. Wähle eine leicht zugängliche, ebene Fläche, die nahe an der Schule oder deinem Wohnbereich liegt, um die Zugänglichkeit zu maximieren. Achte darauf, dass der Standort auch gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist, falls Familien oder Schulgruppen den Garten besuchen möchten, die nicht in unmittelbarer Nähe wohnen.
- Berücksichtige die Umgebung des gewählten Ortes. Ein geschützter Bereich, der vor starken Winden und übermäßiger Sonneneinstrahlung geschützt ist, kann den Komfort für die Nutzer erhöhen und die Pflege der Pflanzen erleichtern. Es ist auch wichtig, die Bodenbeschaffenheit zu prüfen. Ein fruchtbarer, gut drainierter Boden ist ideal für das Pflanzenwachstum. Sollte der Boden nicht ideal sein, können erhöhte Beete oder Container genutzt werden, um die Bedingungen zu verbessern.
- Stelle zudem sicher, dass der Standort über genügend Wasserzugang verfügt, um die Pflanzen regelmäßig zu gießen, besonders in den wärmeren Monaten. Die Nähe zu Wasserquellen erleichtert die Wartung und kann auch in Bildungsaktivitäten integriert werden, wie zum Beispiel das Erlernen von Wassersparmethoden.
- Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Sicherheit des Standorts. Der Garten sollte sich in einem Bereich befinden, der vor unerwünschtem Zugriff geschützt ist, und gleichzeitig sollte es möglich sein, die Kinder während ihrer Zeit im Garten leicht zu beaufsichtigen. Eine klare Sichtlinie für Betreuer und Lehrer, die es ermöglicht, alle Teile des Gartens zu überblicken, ist essenziell, um ein sicheres und unterstützendes Umfeld zu gewährleisten.
Gestaltung für Zugänglichkeit
- Dein Garten sollte breite Wege, rutschfeste Oberflächen und erhöhte Beete bieten, die du aus Rollstühlen oder mit anderen Gehhilfen leicht erreichen kannst. Diese Wege sollten genügend Platz bieten, damit zwei Rollstühle problemlos aneinander vorbeifahren können, was soziale Interaktionen und die gemeinsame Nutzung des Raumes fördert. Die empfohlene Breite für solche Wege liegt bei mindestens 120 cm.
- Um eine optimale Zugänglichkeit zu gewährleisten, solltest du auch die Übergänge zwischen verschiedenen Bereichen des Gartens nahtlos und ohne Stufen gestalten. Rampen und geneigte Flächen sollten gemäß den lokalen Bauvorschriften für barrierefreies Bauen angelegt werden, mit einer Neigung, die sicher und komfortabel für Nutzer mit Mobilitätseinschränkungen ist.
- Erhöhte Beete sind eine hervorragende Ergänzung für behindertengerechte Gärten, da sie das Bücken und Knien minimieren. Diese solltest du in einer Höhe gestalten, die sowohl für stehende als auch für sitzende Gärtner zugänglich ist. Eine häufig empfohlene Höhe liegt bei etwa 60 bis 90 cm über dem Boden. Zudem ist es ratsam, unter den Beeten genügend Freiraum zu lassen, damit Rollstühle und andere Mobilitätshilfen darunter passen.
- Neben den Wegen und Beeten ist es auch wichtig, die Materialien sorgfältig auszuwählen. Rutschfeste Materialien für die Oberflächen sind unerlässlich, um Unfälle zu vermeiden, besonders bei nassen Bedingungen. Materialien wie strukturierter Beton, Pflastersteine oder spezielle rutschfeste Fliesen können hierfür in Betracht gezogen werden.
- Schließlich solltest du alle genutzten Materialien und Pflanzen frei von Toxinen und Allergenen wählen, um die Gesundheit und Sicherheit aller Gartenbenutzer zu gewährleisten. Überlege auch, Schutzvorrichtungen wie Handläufe oder Geländer an kritischen Stellen zu installieren, um zusätzliche Unterstützung und Sicherheit zu bieten.
Auswahl der richtigen Pflanzen
- Wähle Pflanzen, die nicht nur sicher sind (nicht giftig und robust), sondern auch sensorische Erlebnisse durch unterschiedliche Texturen und Düfte bieten. Es ist wichtig, Pflanzen auszuwählen, die eine Vielzahl von sensorischen Stimuli bieten, wie weiche Blätter, interessante Rinden, aromatische Blüten und Pflanzen, die Geräusche erzeugen, wenn der Wind weht, wie zum Beispiel Bambus oder hohe Gräser.
- Berücksichtige auch die visuelle Attraktivität der Pflanzen bei deiner Auswahl. Bunte Blüten und Pflanzen mit unterschiedlichen Blattformen und -farben können deinen Garten visuell ansprechend gestalten und das Interesse von Kindern wecken. Einige Farben können beruhigend wirken, während andere stimulierend sein können. Zum Beispiel haben Blau und Grün oft eine beruhigende Wirkung, wohingegen Rot und Gelb belebend und stimulierend sein können.
- Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Auswahl der Pflanzen ist ihre Widerstandsfähigkeit und Pflegeleichtigkeit. Wähle Pflanzen, die gut an das lokale Klima und die Bodenbedingungen angepasst sind, um den Pflegeaufwand zu minimieren und die Nachhaltigkeit des Gartens zu fördern. Es ist ebenfalls ratsam, einheimische Pflanzen zu verwenden, da diese in der Regel weniger Pflege benötigen und besser für die lokale Fauna sind.
- Stelle sicher, dass alle gewählten Pflanzen für Kinder sicher sind, indem du giftige Pflanzen vermeidest. Informiere dich gründlich über jede Pflanzenart, um sicherzustellen, dass sie keine Gefahr für die Gesundheit darstellt, insbesondere wenn Kinder dazu neigen, Dinge zu erkunden, indem sie sie in den Mund nehmen.
- Zusätzlich kann der Einbezug von essbaren Pflanzen wie Kräutern, Gemüse und Obst eine weitere Dimension des Lernens und der sensorischen Erfahrung bieten. Diese ermöglichen es den Kindern, den Prozess des Wachsens von der Pflanzung bis zur Ernte direkt zu erleben und fördern gleichzeitig ein Verständnis für Ernährung und Natur.
Sensorische Elemente integrieren
- Integriere Elemente wie Klangspiele, Tastbeete oder Duftgärten in deinen Garten, um alle Sinne anzuregen und zum Entdecken einzuladen. Um die akustische Dimension zu bereichern, könntest du Windspiele, Wasserspiele oder musikalische Installationen, die durch Wind oder Berührung aktiviert werden, einbauen. Diese bieten nicht nur ein angenehmes akustisches Erlebnis, sondern fördern auch die sensorische Integration und Entspannung.
- Für den Tastsinn richte spezielle Tastbeete ein, die mit Pflanzen unterschiedlicher Texturen bepflanzt sind – von weichen, samtigen Blättern bis hin zu rauen, stacheligen oder gerippten Oberflächen. Diese Beete laden Kinder dazu ein, durch Berührung zu lernen und zu erkunden. Gestalte auch Pfade mit unterschiedlichen Bodenmaterialien wie Kieselsteinen, Rindenmulch oder glatten Fliesen, die beim Überqueren verschiedene Empfindungen unter den Füßen erzeugen.
- Pflanze in deinen Duftgärten Pflanzen, die stark duften und die Luft mit ihren Aromen erfüllen, wie Lavendel, Minze, Rosmarin und andere Kräuter. Diese sind nicht nur aromatisch, sondern bieten auch die Möglichkeit, bei der Gartenarbeit zu helfen und mehr über Kräuter und deren Verwendungen zu lernen. Solche Pflanzen können auch therapeutische Eigenschaften haben und zur Beruhigung oder Stimulation beitragen.
- Visualisiere zudem die Einbindung von farbenfrohen Blumen und Pflanzen, die optisch ansprechend sind und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Verwendung von Pflanzen mit leuchtenden Farben oder interessanten Mustern kann den visuellen Reiz erhöhen und die visuelle Wahrnehmung fördern.
Füge auch interaktive Elemente wie Sandkästen oder Wasserbereiche hinzu, in denen Kinder graben, formen und mit Wasser spielen können. Diese Aktivitäten unterstützen nicht nur die Entwicklung motorischer Fähigkeiten, sondern auch die kognitive und soziale Interaktion durch gemeinsames Spielen und Entdecken in einer stimulierenden Umgebung.
Lernmöglichkeiten einbauen
- Plane deinen Garten so, dass er dir Lernmöglichkeiten bietet, zum Beispiel durch das Anpflanzen von Gemüse oder Blumen, das Beobachten von Insekten oder das Lernen über das Wachstum von Pflanzen. Gestalte Lehrpfade mit informativen Schildern, die interessante Fakten über die Pflanzen und Tiere im Garten bieten. Diese können Fragen enthalten, die deine Neugier wecken und zum Nachdenken anregen, oder Aufgaben, die du lösen kannst, wie zum Beispiel das Identifizieren von Blattformen oder das Zählen von Blütenblättern.
- Die Einbeziehung von Wetterstationen oder Kompostbereichen kann dir helfen, die ökologischen Kreisläufe und die Bedeutung von Nachhaltigkeit zu verstehen. Durch das Beobachten und Messen von Wetterbedingungen wie Temperatur, Regenmenge und Sonnenlicht kannst du lernen, wie das Wetter das Wachstum von Pflanzen beeinflusst. Kompostieren lehrt dich wiederum über Recycling organischer Abfälle und deren Rolle bei der Nährstoffversorgung des Bodens.
- Schaffe Bereiche, in denen du selbst pflanzen und pflegen kannst. Dies fördert nicht nur dein Verständnis für den Lebenszyklus von Pflanzen, sondern auch deine Verantwortung und das Bewusstsein für die Pflege lebender Organismen. Diese praktische Erfahrung ist besonders eindrucksvoll und fördert dein Interesse an Naturwissenschaften und Biologie.
- Füge auch eine kleine Bibliothek mit Büchern und Ressourcen über Pflanzen, Tiere und Umweltschutz hinzu, die in einem ruhigen Bereich des Gartens zugänglich ist. Hier können Lehrer oder Betreuer gelegentlich Lese- oder Lernstunden abhalten, um die im Garten gesammelten Erfahrungen zu vertiefen.
- Zusätzlich kann die Integration von Technologie, wie beispielsweise das Verwenden von Tablets für interaktive Lernspiele oder das Beobachten von Zeitraffer-Videos über das Wachstum von Pflanzen, eine moderne Dimension des Lernens einführen. Solche Technologien können besonders für ältere Kinder fesselnd sein und eine Brücke zwischen traditionellem Gärtnern und zeitgemäßem, technologiegestütztem Lernen schlagen.
Integration von Ruhezonen
- Schaffe Bereiche, in denen Kinder entspannen und sich zurückziehen können. Dies kann durch schattige Sitzgelegenheiten oder kleine, ruhige Nischen im Garten erfolgen. Ergänze diese Bereiche mit Elementen wie weichen Sitzkissen, Hängematten oder schwingenden Liegestühlen, die eine beruhigende Bewegung bieten und ein ideales Umfeld für Entspannung oder stille Beobachtung schaffen.
- In diesen Ruhezonen können auch sensorisch beruhigende Elemente integriert werden, wie Wasserspiele, die ein sanftes Plätschern von Wasser bieten, oder Gartenbereiche, die mit Duftpflanzen wie Lavendel oder Kamille bepflanzt sind, deren Aromen nachweislich zur Entspannung beitragen. Solche Elemente fördern die Sinnesberuhigung und können besonders für Kinder mit sensorischen Verarbeitungsstörungen hilfreich sein.
- Denke auch daran, schützende Strukturen wie Pergolen oder Lauben hinzuzufügen, die nicht nur Schatten bieten, sondern auch ein Gefühl von Sicherheit und Abgeschiedenheit vermitteln können. Diese Strukturen können mit kletternden Pflanzen wie Efeu oder Glyzinien gestaltet werden, die nicht nur ästhetisch ansprechend sind, sondern auch zusätzlichen Schatten und Privatsphäre bieten.
- Für eine zusätzliche Dimension der Ruhe und Reflexion kannst du künstlerische Elemente wie Skulpturen oder Windspiele hinzufügen, die eine ruhige und meditative Atmosphäre unterstützen. Solche Kunstwerke können Gesprächsanlässe bieten oder einfach als schöne, beruhigende Präsenzen dienen, die die natürliche Umgebung ergänzen.
- Letztlich ist es wichtig, dass diese Ruhezonen leicht zugänglich und sicher sind, sodass alle Kinder, unabhängig von ihren physischen Fähigkeiten, sie nutzen können. Achte darauf, dass die Zugänge breit und hindernisfrei sind und dass die Möbel stabil und sicher sind, um die Benutzung durch alle Kinder zu gewährleisten.
Community und Unterstützung einbeziehen
- Binde die lokale Gemeinschaft in das Projekt ein, um Unterstützung und Ressourcen zu mobilisieren. Das fördert das Gemeinschaftsgefühl und die nachhaltige Nutzung des Gartens. Überlege die Organisation von Veranstaltungen wie Pflanztagen, bei denen du und andere Gemeinschaftsmitglieder zusammenkommen könnt, um beim Anlegen des Gartens zu helfen. Solche Aktivitäten fördern auch das Bewusstsein und die Wertschätzung für die Bedürfnisse von Kindern mit Handicap.
- Entwickle Partnerschaften mit lokalen Unternehmen, Gärtnereien und Bildungseinrichtungen, um Materialspenden, Fachwissen und Freiwilligenarbeit zu erhalten. Viele Unternehmen sind bereit, sich an Gemeinschaftsprojekten zu beteiligen, vor allem, wenn sie einen klaren sozialen Nutzen erkennen. Diese Partnerschaften können auch Arbeitsmöglichkeiten für ältere Schüler oder Praktikumsplätze bieten, die den Jugendlichen wertvolle Erfahrungen und Einblicke in berufliche Möglichkeiten geben.
- Richte einen regelmäßigen Kommunikationskanal ein, wie zum Beispiel einen Newsletter oder eine Social-Media-Gruppe, um Updates und Nachrichten über den Garten zu teilen. Das kann die Gemeinschaft langfristig involvieren und über anstehende Events oder Bedürfnisse des Gartens informieren.
- Überlege auch die Gründung eines Gartenkomitees oder einer Support-Gruppe, die sich aus Gemeindemitgliedern zusammensetzt. Dieses Gremium kann regelmäßige Treffen abhalten, um die Entwicklungen im Garten zu überwachen, Feedback zu geben und neue Ideen einzubringen. Durch solche regelmäßigen Treffen bleibt das Projekt lebendig und dynamisch und kann sich an verändernde Bedürfnisse und Gelegenheiten anpassen.
- Berücksichtige abschließend die Einrichtung von Ausbildungs- und Sensibilisierungsprogrammen für die Gemeinschaft, die über die Bedeutung von Inklusion und die spezifischen Vorteile des behindertengerechten Gartens aufklären. Bildungsprogramme können die Akzeptanz und das Verständnis in der breiteren Gemeinschaft fördern und dazu beitragen, dass der Garten als wertvoller Bestandteil der lokalen Umgebung anerkannt wird.
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